Rundwanderweg über 15 Kilometer durch Schnee, Matsch und Modder um den Mullfjället im Åre Skigebiet – Kurz vor Sonnenaufgang verlassen wir unsere gut beheizte Ferienwohnung in Åre* und machen uns auf den Weg. Es ist Spätherbst und Mittelschweden ist bereits weiß vom ersten Schnee. Die Ski-Saison lässt allerdings noch auf sich warten und so bewegen wir uns allein und ungestört mit dem Auto die Serpentinen hinauf in die Berge.
Unser Ziel ist ein Parkplatz am Fuße des Åreskutan. Unweit der Ullådalens Stromschnellen, die im Sommer oft von Einheimischen und Touristen als wilde Badestelle genutzt werden, finden wir ihn schließlich. Hier, wo in ein paar Wochen tausende Ski-Begeisterte die Pisten an den Hängen des Åreskutan unsicher machen werden, herrscht an diesem Morgen nur Stille.
Schweden im Herbst: Wandern durch Schnee & Eis
Wir überprüfen Rucksäcke und Ausrüstung, schnüren Wanderschuhe* fest und machen und uns auf den Weg. Tief hängende Wolken ziehen über die Ausläufer des Mullfjället westlich von Åre und tauchen die graue Landschaft in ein mystisches Licht. Der Boden ist noch unschlüssig darüber, ob er noch Wasser aufnehmen oder doch lieber gefrieren soll. Und so tapsen wir auf den ersten Metern durch vollgesogene Wiesen sowie Matsch und Modder-Pfützen. Vom Raureif überzogene, rutschige Holzbohlen vereinfachen das Überqueren dieser schlüpfrigen Hindernisse nur bedingt. Aus dem Boden ragende Felsen bieten hingegen an vielen Stellen die nötige Abhilfe.
Hinter uns beginnt die Sonne ihre Wanderung über das Himmelszelt und versuchen ersten Sonnenstrahlen mit mäßigem Erfolg die graue Kälte zu verdrängen. Zum Klang von fernem Hundegebell kämpfen wir uns weiter durch Morast und vom Tauwasser gesättigte Wiesen. Hin und wieder sind Schüsse zu hören. Vereinzelt aufgestellte Hinweisschilder informieren über die Elchjagd. Wir haben Spaß und halten die Augen nach Wildtieren offen. Nach gut sechs Kilometern erreichen wir eine erste Schutzhütte nordwestlich des Mullfället. Windgeschützt wärmen wir uns mit einer Tasse Tee* und hoffen, dass der nun einsetzende Anstieg uns hinaus aus dem bisherigen Sumpf geleiten wird.
Weiter folgen wir den Andreaskreuzen dem Wanderweg entlang durch den Nebel, der Sonne entgegen. Drei Stunden sind wir bereits unterwegs und haben die Hälfe der Route noch nicht erreicht, als wir auf die Schneehühner stoßen. Auf den schneebedeckten, zerklüfteten Felsen sind diese so gut wie unsichtbar und oft nur anhand ihrer unverwechselbaren Laute zu orten. Und dann geschieht das unfassbare: Die Wolkendecke bricht und die Sonne, fast noch im Zenit stehend, erhellt die gesamte Umgebung. Wir sind geblendet vom plötzlichen Schein und auch der bis gerade noch mächtig wirkende Nebel zerfasert im Angesicht der Sonnenscheibe.
Wandern in Mittelschweden: Auf den Mullfjället
Immer höher führt uns der mitunter recht steile Wanderweg den Mullfjället hinauf. Nach 10 Kilometern erreichen wir die Schutzhütte auf seiner vereisten Spitze in 1050 Metern Höhe. Unsere Merinowolle hält uns warm! Fast fünf Stunden haben wir bis hierhin gebraucht und bis wir unsere Rundwanderung abschließen können, werden noch zwei weitere Stunden vergehen. Wir befinden uns nun über den Wolken. Der kristallklare blaue Himmel spannt sich von Horizont zu Horizont und wir erleben das Åre Skigebiet auf eine ganz neue Weise.
Den Abstieg begehen wir in südlicher Richtung. Steiler als bei unserem Anstieg zieht es uns hier bergab. Es eröffnen sich uns atemberaubende Blicke auf das Åresjön-Tal und den Åreskutan, an dessen Fuß wir meinen Åre sehen zu können. Je weiter wir uns dem Tal nähern, desto mehr verabschiedet sich die Sonne. Dass die Tage in Mittelschweden zu dieser Jahreszeit recht kurz sind, wussten wir bereits, dass wir allerdings die komplette Spanne von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Einzugsbereich des Mullfjället unterwegs sein würden, damit haben wir nicht gerechnet.
Nach einem Tag in diesigem Zwielicht, dichtem Nebel und strahlend weißem Schnee unter blauem Himmel, leuchten uns inzwischen unsere Stirnlampen* den Weg. Forstarbeiter auf Schneemobilen pflügen durch die uns umgebenen Wälder. Ihre Lampen wirken wie futuristische Flutlichter und wir sind froh, nach knapp über 15 Kilometern wieder unseren Ausgangspunkt an den Ullådalens Stromschnellen zu erreichen.
Schweden, du bist wunderschön – aber du kannst auch super anstrengend sein!
Mullfjället Rundwanderweg
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