Hoch über dem Königssee, im Nationalpark Berchtesgaden, thront nördlich der Watzmann-Familie und knapp unterhalb des Hochecks das Watzmannhaus. Die Hütte ist der letzte Anlauf- und Verpflegungspunkt für jede Watzmann-Überschreitung. Sie wird allerdings auch häufig als Ziel für weniger versierte Wanderer und Alpinisten genutzt.
Maria und ich haben uns bei hochsommerlichen Temperaturen auf unsere persönliche Watzmannhaus Wanderung begeben und können aus erster Hand berichten, wie anstrengend der Aufstieg zum Watzmannhaus wirklich ist, welche Dinge es zu beachten gibt und wieso sich der Aufwand lohnt.
In diesem Artikel erfährst du:
- Welche Watzmannhaus Wanderungen es gibt,
- Wie der Aufstieg zum Watzmannhaus abläuft, und
- Was du bei Wanderungen im Berchtesgadener Land beachten solltest.
Grundlagen der Wanderung zum Watzmannhaus
Bevor du dich auf den Weg zum Watzmannhaus auf fast 2000 Metern Höhe machst, gilt es einige grundlegende Überlegungen anzustellen. Wie bei jeder alpinen Wanderung solltest du dir im Klaren über deine Route sein und zumindest einen groben Zeitplan haben. Folgende Fragen können bei der Planung helfen:
- Wann will ich wo sein?
- Wann muss ich wo sein?
- Wie lang dauert es von A nach B?
- Wo mache ich Pausen?
- Wie lange kann ich Pause machen?
- Welche Steigungen erwarten mich?
- Gibt es markante Wegpunkte?
- Wie wird das Wetter?
- Wie viel Wasser werde ich brauchen?
- Habe ich ausreichend Proviant?
- Kann ich mich vor unvorhergesehenen Wetterumschwüngen schützen?
- Mit welchem Bodenbelag ist zu rechnen?
- …
Anforderungen an die körperliche Fitness
Insbesondere unerfahrene Wandersleute überschätzen häufig ihre eigenen Fähigkeiten und neigen zur Unterschätzung der Natur und insbesondere der Auswirkungen von Witterungsverhältnissen. Auch wir haben bei unseren Wanderungen durch den Nationalpark Berchtesgaden Familien mit Flip-Flops an den Füßen beobachtet und uns über die Kleidungswahl mancher Wandernden gewundert. Die Rettungskräfte sind hier rund um die Uhr im Einsatz. Rettungshubschrauber sind im Berchtesgadener Land regelmäßig irgendwo zu hören oder zu sehen.
Der Weg hinauf zum Watzmannhaus ist weitestgehend unproblematisch, erfordert aber aufgrund der Steigungen von mitunter über 25 % ein gutes Maß an Kondition und etwas Bergerfahrung. Speziell der Abstieg kann sich bei diesem Gefälle rasch negativ auf die Knie auswirken. Kommen Ermüdungserscheinungen oder Niederschlag dazu, stoßen ungeübte Wanderer schnell an ihre körperlichen Grenzen.
Wenn du neu in der Region bist oder dein Körper etwas aus der Übung sein könnte, starte nicht gleich mit einem Watzmann-Aufstieg. Höre auf deinen Körper, sei ehrlich zu dir selbst und taste dich erst einmal ran. Gewöhne dich an das Klima und die Umgebung. Ein Ausflug auf den Jenner kann ein erster sinnvoller Test sein, denn hier bringt dich wenigstens die Jennerbahn wieder ins Tal, sollten dir die Steigungen doch mehr zusetzen also du zunächst gedacht hast.
Notwendige Ausrüstung und Vorbereitung
Trotz der gut ausgebauten Wege ist festes Schuhwerk mehr als ratsam und auch ein kleines Erste-Hilfe-Set kann sich auszahlen. Maria und ich tragen grundsätzlich unsere altgedienten Wanderschuhe von Hanwag 1 und haben auch auf Tagestouren immer unsere Erste-Hilfe-Tasche von Tatonka 1 dabei. Ins Gepäck gehört zudem ausreichend Verpflegung. Zwar passieren die Wanderwege zum Watzmannhaus gleich mehrere Almhütten, die in den Sommermonaten bewirtschaftet werden, der eigene Kalorien- und Wasser-Bedarf sollte aber auch selbstständig gedeckt werden können.
Zu guter Letzt kann das Wetter in den Alpen schnell umschlagen. Sonnen- und Windschutz gehört in jedes gute Wandergepäck, um den Körper vor Überhitzung oder Unterkühlung zu schützen. Wir haben eigentlich immer mindestens unsere super kompakten Patagonia Houdini Wetterschutzjacken 1 dabei.
Anreise & Ausgangspunkt der Wanderung
Grundsätzlich gibt es zwei Routen, die sich aus nördlicher Richtung hinauf zum Watzmannhaus bewegen und sich an der Stubenalm vereinen. Entweder erfolgt der Aufstieg von der Wimbachbrücke in Ramsau über den AV-Weg 631 oder von Hammerstiel in Schönau am Königssee über den AV-Weg 632. Die Unterschiede sind marginal. Alternativ sind auch Aufstiege vom Königssee aus möglich: Entweder entlang der Bobbahn in Schönau über die Kling oder über den Rinnkendlsteig von St. Bartholomä nach Kühroint.
Maria und ich sind direkt von unserer Ferienwohnung an der Wimbachbrücke 2 aus gestartet. Dort gibt es zudem auch Parkplätze und Haltestellen des lokalen ÖPNV. Wer wie wir ganz früh am Morgen mit der Wanderung starten will, sucht sich am besten eine Unterkunft vor Ort.
Die Wanderung zum Watzmannhaus: Abschnitt für Abschnitt
Das Zwischenziel dieser Tageswanderung ist das Watzmannhaus auf 1.930 Metern Höhe mitten im Nationalpark Berchtesgaden. Vom Startpunkt an der Wimbachbrücke aus müssen ungefähr 1.250 Höhenmeter überwunden werden, die sich über knapp 7 Kilometer erstrecken. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Steigung von etwa 18 Prozent. Wir haben hierfür etwas mehr als drei Stunden reine Bewegungszeit gebraucht. Wenn du noch umfangreich fotografieren willst, musst du mehr Zeit einplanen (oder sehr zügig unterwegs sein).
Wir haben zudem 90 Minuten Aufenthalt am Watzmannhaus eingeplant, um ausgiebig die Landschaft bewundern und uns mit Kuchen stärken zu können (Maria hatte Geburtstag). Hinzu kommt der anstrengende Abstieg sowie fest eingeplante Trinkpausen auf den Almen. Insgesamt waren wir bei knalligen 27 °C über 9 Stunden unterwegs (bei ca. 6,5 Stunden reiner Bewegungszeit).
Von der Wimbachbrücke zur Stubenalm
Wer am Watzmannhaus frühstücken will, muss früh raus. Wir haben uns gegen 3:30 Uhr unsere Petzl Stirnlampen 1 aufgesetzt und sind von der Wimbachbrücke aus zum Watzmannhaus gestartet. Die ersten Meter schlängeln sich entlang des Wimbach und bereits nach wenigen Minuten fühlt es sich an, als wären wir vom Wald regelrecht verschluckt worden.
Die ersten 400 Höhenmeter haben es in sich. Bei im Schnitt über 20 Prozent Steigung und wenigen Metern Sichtweite, schleichen wir durch das dunkle Terrain und versuchen unsere Umgebung, jedes Knacken und Rascheln, ganz bewusst wahrzunehmen. Maria und ich laufen größtenteils allein. Nur wenige Male werden wir von echten Alpinisten überholt. Ausgerüstet mit Helmen und Seilen sind die anscheinend dabei eine Watzmannüberschreitung in Angriff zu nehmen – Respekt!
So langsam stechen die ersten feinen Sonnenstrahlen durch die Baumreihen und werfen spannende Schatten auf die Felswände, die den Weg begrenzen. Spätestens als wir nach einer Stunde die Stubenalm passieren, sind unsere Lampen überflüssig. Hier vereinigt sich unser Anstieg mit dem von Hammerstiel kommenden. Der Weg entspannt sich merklich und der Wald öffnet sich immer öfter für Blicke Richtung Grünstein und Berchtesgaden.
Rast an der Mitterkaseralm
Der Wanderweg ist hier sehr breit und gut begehbar. Mitunter erinnert er sehr an einen bewirtschafteten Park und man vergisst die eigentliche Wildheit der Natur. Wir halten uns links, biegen nicht zur Grubenalm ab, sondern schieben uns Schritt für Schritt Richtung Hocheck. Nach weiteren 300 Höhenmetern erreichen wir die Talstation der Materialseilbahn des Watzmannhauses und gleich darauf die Mitterkaseralm.
Am Rand der Almfläche rasten wir zum ersten Mal auf dieser Wanderung. Inzwischen steigen jetzt im Sommer die Temperaturen rasant an. Immer öfter treffen wir andere Wanderer, entweder von oben kommend oder an uns vorbeiziehend. Der Weg wird nun deutlich schmaler und geht hinter der Forschungsstation des Nationalparks Berchtesgaden endlich in einen etwas wilderen Bergsteig über. Der hiesige Artenreichtum, mit etwa 120 verschiedenen Pflanzen und Moosen, macht die unscheinbare Waldklimastation zu einer bemerkenswerten Forschungseinrichtung in Deutschland.
Auf das Falzköpfl
Das letzte Drittel zum Watzmannhaus hat es dann noch einmal in sich. In zahlreichen steilen Serpentinen windet sich der Pfad die Höhenmeter bis zur Falzalm hinauf. Dort erwartet uns ein prächtiger Blick in das Watzmannkar. Dort trifft unser Wanderweg auf den Aufstieg von Kühroint aus über den Falzsteig kommend. Wir haben hier einen längeren Moment verweilt und Fotos geschossen.
Als wir uns dann endlich über die Grashänge und Felsstufen auf das Falzköpfl begeben, steht die Sonne schon hoch am Himmel. Nach etwas mehr als drei Stunden haben wir das Watzmannhaus auf 1.930 Metern Höhe erreicht und sind glücklich. Der Ausblick von der Terrasse ist grandios, und es gibt sogar Kuchen – genau, wie wir uns es vorgestellt haben.
Königssee Wanderung: Watzmannhaus von der Wimbachbrücke
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Weitergehende Wandermöglichkeiten vom Watzmannhaus
Maria und ich haben uns, nach umfangreicher Stärkung und Erholung auf der Sonnenterrasse des Watzmannhauses, wieder auf den Abstieg begeben. Natürlich haben wir bei sommerlichen Temperaturen und blauem Himmel jede Möglichkeit genutzt, bei einer Alm einzukehren. Ob mit Buttermilch oder Hopfenschorle, sowohl auf der Mitterkaseralm also auch der Stubenalm lässt es sich wunderbar aushalten.
Allerdings gibt es noch weitergehende Wandermöglichkeiten vom Watzmannhaus aus. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und alpine Grundkenntnisse sind hierfür allerdings Mindestvoraussetzungen.
- Der Gipfel des Watzmanns: Das Hocheck
- Erste Station der Watzmann-Überschreitung
- Etwas steilerer Aufstieg mit etwa 1,5 Stunden vom Watzmannhaus
- Herrliche Aussicht auf Berchtesgaden und den Königssee
- Der Gratweg zur Mittelspitze und Südspitze
- Für erfahrene Bergsteiger und bei gutem Wetter
- Atemberaubende Aussichten und einzigartige Gebirgslandschaft
- Besondere Vorsicht und Trittsicherheit sind erforderlich
- Die Watzmann-Überschreitung – Eine Königstour für geübte Bergsteiger
- Eine der anspruchsvollsten Bergtouren in den Alpen
- Die Tour ist KEIN Klettersteig
- Tageswanderung mit insgesamt ca. 10 Stunden (vom Watzmannhaus zur Wimbachbrücke)
- Verlangt höchste Kondition, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung
Aufenthalt im Watzmannhaus
Das Watzmannhaus ist eine Hütte der Kategorie I und damit in erster Linie eine Schutzhütte und Stützpunkt für Alpinisten und Bergwanderer. Folglich ist die Ausstattung schlicht und die Verköstigung einfach und regional. Wer ein Ski-Resort mit Jacuzzi erwartet, ist hier fehl am Platz.
Verpflegung
Neben diversen Getränken haben Maria und ich uns auch durch die verschiedenen, frisch gebackenen Kuchen probiert. Die übersichtliche Speisekarte bietet alles, was es braucht, um gestärkt weiterziehen zu können. Wir hätten noch stundenlang auf der Terrasse sitzen und ins Tal und die umliegenden Bergspitzen hinabblicken können. Es ist ein wirklich erhabenes Gefühl hier oben mit deftigen oder süßen regionalen Speisen die Kalorienspeicher auffüllen zu dürfen.
Übernachtungen
Das Watzmannhaus ist ein ideales Ziel für Tageswanderungen, wird aber häufig als Zwischenetappe im Rahmen von mehrtägigen Touren oder die Ersteigung von Hocheck und Mittelspitze oder für die anspruchsvolle Watzmannüberschreitung genutzt. Mit seinen etwa 200 Betten gehört es zwar zu den größten Hütten in der Region, die Nachfrage ist allerdings riesig. Bei Bedarf sollten frühzeitig Absprachen und Reservierungen durchgeführt werden. Informationen zu Preisen und Verfügbarkeit findest du direkt beim Watzmannhaus.
Schutz der Natur und Umweltverträglichkeit
Ein Thema, das Maria und mir in Anbetracht der vielen Menschen, die jedes Jahr zum Watzmannhaus aufsteigen ganz wichtig ist, ist der Umweltschutz. Der Nationalpark Berchtesgaden, in dem sich auch das Watzmannhaus befindet, ist ein einzigartiges Naturparadies, das es zu bewahren gilt. Es gibt bestimmte Verhaltensregeln, die du einzuhalten solltest, um die beeindruckende Flora und Fauna zu schützen. Hierzu gehört das Vermeiden von Lärm, das Befolgen der ausgeschilderten Wege und das Unterlassen von freiem Zelten und offenem Feuer.
Das Motto “Nimm nur Erinnerungen mit, hinterlasse nur Fußspuren” spielt eine zentrale Rolle: Abfall sollte nicht in der Natur zurückgelassen, sondern mitgenommen und ordnungsgemäß entsorgt werden. Darüber hinaus sind Wildtiere nicht zu stören, sondern aus sicherer Entfernung zu beobachten. Im Sinne der Umweltverträglichkeit, ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ratsam. So können wir alle wenigstens ein wenig dazu beitragen, dass dieser außergewöhnliche Ort auch für zukünftige Generationen hoffentlich erhalten bleibt.
Zusammenfassung und Schlüsselgedanken
Die Watzmannfamilie und ihre Umgebung ist ein traumhaft schönes Wandergebiet. Zahlreiche gut ausgeschilderte und leicht zu folgende Wanderwege ziehen sich um und über das Bergmassiv. Die Tageswanderung zur Watzmannhütte ist insbesondere für weniger erfahrene Alpinisten eine tolle Möglichkeit, den gewaltigen Watzmann hautnah erleben zu können. Maria und ich kommen jedenfalls gern wieder. Und wer weiß, vielleicht trauen wir uns nächstes Mal ja bis zum Hocheck oder zur Mittelspitze.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- Wie schwierig ist die Wanderung zum Watzmannhaus? Von der Wimbachbrücke ist das Watzmannhaus auf gut markierten Wegen, in einer anspruchsvollen Wanderung in etwa 3:30 Stunden zu erreichen. Im Gegensatz zu ausreichend Kondition, ist alpine Erfahrung und bergsteigerisches Können nicht zwingend erforderlich.
- Ist die Wanderung zum Watzmannhaus für Kinder geeignet? Das Watzmannhaus selbst bezeichnet sich als familien- und kinderfreundlich. Es gibt sogar einen Spielplatz direkt neben der Hütte. In Begleitung ihrer Eltern ist eine Bergtour auf das Watzmannhaus auch für Kinder ab 10 Jahren zu schaffen und sicherlich ein unvergessliches Abenteuer.
- Wie kann man im Watzmannhaus übernachten? Das Watzmannhaus bietet Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer und Bergsteiger. Es ist mit Doppelzimmern, Mehrbettzimmern und Matratzenlagern ausgestattet und bietet Platz für bis zu 200 Gäste. Es kann online gebucht werden.
- Was sind die wichtigsten Sicherheitsvorkehrungen für die Wanderung? Die Wanderung zum Watzmannhaus und darüber hinaus erfordert einige wichtige Sicherheitsvorkehrungen. Geeignete Ausrüstung und körperliche Fitness sind Grundvoraussetzungen. Zudem sollten die Witterungsverhältnisse überwacht und ein Notfallplan vorbereitet sein. Es ist wichtig, die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen und sich nicht zu überschätzen. Solltest du dich unsicher fühlen, kehre lieber um.
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